An welchem Ort würde ich gerne bestattet werden? Das ist eine Frage, die ich persönlich gar nicht beantworten kann und will. Es ist mir auch nicht wichtig, um ehrlich zu sein. Ich überlasse meinen Lieblingsmenschen alle Freiheiten, wenn es um meinen Abschied geht.
Aber wenn es um Sehnsuchtsorte geht, dann denke ich sofort an Hawaii. Mein Bruder lebt dort. Das Meer immer vor der Nase. Es ist eine große Leichtigkeit, die ich mit dem Ort verbinde. Tief eintauchen in die Natur. Wellen und Surfen – und Ruhe. Ist es mein klarer Wunsch, dort verstreut zu werden? Nein.
Aber wenn meine Familie das stimmig finden würde, was müssten sie dann eigentlich tun?
Mit diesem Gedankenspiel habe ich mich länger befasst und mit den Bohana-Netzwerkpartner:innen Helmut und Amelie von EverNature gesprochen. Das Vater-Tochter-Duo verbindet schon lange eine große Liebe zur Welt und Reiseleidenschaft. Durch eigene Verlusterfahrungen entstand der Gedanke, Menschen nach dem Tod wirklich an den Ort zu bringen, der ihr Herzensort im Leben war. Und das ist nun mal nicht immer der Dorffriedhof, sondern durchaus auch der Himalaya, Afrika, der Jakobsweg oder eben Hawaii. Wenn du jetzt schon deinen Wunschort für eine Auslandsbestattung im Kopf hast, empfehle ich dir ein Vorsorgegespräch mit den Bestatter:innen aus dem Bohana-Netzwerk.
Ein Abschied auf Hawaii – was gibt es für Möglichkeiten?
Auf Hawaii gibt es bis zu zehn verschiedene Bestattungsarten – von der Sandbestattung, der Vulkanbestattung, der Höhlenbestattung bis zur Wasserbestattung, die man vielleicht aus Filmen kennt. Bei der Wasserbestattung wird der gestorbene Körper verbrannt und mit einer besonderen Zeremonie dem Meer übergeben. Familie und Freunde bringen die Urne auf einem Surfbrett oder in einem Boot auf das offene Meer. Dort werden hawaiianische Gebete von einem Priester gesprochen und die landestypischen, bunten Blumenketten ins Wasser gelegt. So wird dem:der Gestorbenen die letzte Ehre erwiesen. Die Zugehörigen tragen weiße oder bunte Kleidung. Die Grundhaltung ist, dass nicht der Tod betrauert wird, sondern das Leben mit dem Verstorbenen gefeiert wird.
Wie sieht das praktisch aus, wenn ich mir die Wasserbestattung auf Hawaii wünschen würde?
Auch wenn hiesige Bestattungshäuser leider lieber den Dorffriedhof empfehlen, ist eine Beisetzung nach einer Feuerbestattung an nahezu jedem Wunschort möglich. Nach der Ausstellung des Totenscheins übernimmt ein:e Bestatter:in hier vor Ort meine reguläre Versorgung – genau so, wie es nach dem deutschen Bestattungsgesetz üblich ist. Zusätzlich wird EverNature, Partner für individuelle Bestattungszeremonie und Naturbestattungen an Wunschorten weltweit, für die Überführung der Asche ins Ausland beauftragt – entweder von meinen Angehörigen/Zugehörigen selbst oder auf deren Wunsch durch das Bestattungshaus. Ich werde in einem deutschen Krematorium verbrannt und meine Asche wird über die Schweiz an EverNature übergeben. Das ist legal.
Helmut und Amelie von EverNature besprechen dann mit meinen Zugehörigen, wann der Abschied auf Hawaii stattfinden soll, welche Rituale gewünscht werden und wer alles mitkommen möchte. Der Termin für die Abschiedszeremonie auf Hawaii kann auch erst viele Monate nach dem Tod stattfinden. Bis dahin sorgt EverNature für die sichere Aufbewahrung der Urne mit der Asche.
Zusammenfassung der wichtigsten Schritte
- Ausstellung des Totenscheins durch einen Arzt
- Versorgung des:r Verstorbenen durch ein Bestattungshaus in Deutschland
- Zusätzliche Beauftragung von Dienstleistern wie EverNature für die Beisetzung auf Hawaii
- Kremierung in Deutschland, Übergabe der Asche über die Schweiz an Dienstleister wie EverNature
- Abschiedszeremonie auf Hawaii an einem Wunschtermin mit oder ohne Zugehörige
Was kostet eine Beisetzung auf Hawaii?
Wie bei jeder Reise liegen auch die Kosten für die letzte Reise in einem Von-Bis-Bereich. Abhängig von der Anzahl der Mitreisenden, der Art der Unterkunft und des Zieles. Amelie und Helmut haben Rechenbeispiele für Beisetzungen an weltweiten Wunschorten auf ihrer Website angegeben.
Wenn man zum Schluss alles zusammenrechnet und mit den Kosten einer Beisetzung auf einem deutschen Friedhof inklusive aller Grab- und Friedhofsgebühren vergleicht, ist es nicht immer der große Unterschied. Wie so oft: Es ist am Ende einfach eine Entscheidung, was man möchte.
Worum geht es denn beim letzten Abschied?
Noch ist es so, dass ortsansässige Bestatter:innen befürchten, dass ihnen Einnahmen wegbrechen, wenn Anbieter:innen wie EverNature mit Beisetzungen im Ausland beauftragt werden. Der ganze Friedhofsteil, die Abschiedszeremonie am Grab oder in einer Friedhofskapelle, entfällt dann natürlich. Manchmal gibt es im kleinsten Kreis eine Abschiedsfeier im Krematorium.
Doch letztlich geht es bei einer Bestattung doch darum, einen Weg für die Zugehörigen zu finden, der heilsam und stimmig ist. Und das ist in den meisten Fällen – aber eben nicht immer – der nächstgelegene Friedhof. Es ist wichtig, im Trauergespräch mit den engsten Zugehörigen den Raum zu öffnen und zu fragen: Was wünschen Sie sich? Was hätte sich der:die Verstorbene gewünscht? An welchem Ort der Welt soll die Beisetzung stattfinden? Wo soll die Asche begraben oder verstreut werden? Das zeigt einfach nur, dass in einer Zeit, wo so viel Ende ist und vieles unmöglich scheint, doch Vieles möglich ist. Eine aufmerksame und bedürfnisorientierte Begleitung, die auch ungewöhnliche Wünsche berücksichtigt, kann einfach wohltuend sein. Das kann für den:die einen der Dorffriedhof sein und für den:die anderen der Jakobsweg. Wichtig ist doch nur, die Offenheit zu spüren und sich so bewusst für oder gegen etwas entscheiden zu können.
Mit dem Surfbrett in Brandenburg
In meiner Familie reden wir sehr selbstverständlich über den Tod, das Sterben und das Abschied nehmen. Wenn es sich ergibt und wenn es passt – nicht erzwungen. So entstehen auch immer wieder schöne und leichte Momente, Gedanken und Ideen für eine Abschiedsgestaltung, die wir uns alle gut vorstellen können. Als ich meiner Mutter davon erzählt habe, dass ich diesen Artikel schreibe, hat sie gesagt: Die Idee mit dem Surfbrett finde ich schön für dich, aber geht das nicht auch an der Ostsee oder deinem Lieblingssee in Brandenburg?
Die Vielfalt an Möglichkeiten – Inspirationen für die Abschiedsgestaltung
Im Hier und Jetzt immer wieder darauf gestoßen zu werden, dass so vieles möglich ist bei der Gestaltung des Abschieds, ist aus meiner Sicht wichtig. Mit jedem Impuls, den man beiläufig aufschnappt, mit jedem markanten Bild, das sich eingeprägt hat, sitzt man in der Krise hoffentlich gestärkter und mutiger im Bestattungshaus – und hat das Gefühl: So vieles geht nicht mehr, aber jetzt hier beim letzten Abschied ist nochmal so vieles möglich, wenn ich das will.
Wann und wie ich gehen muss, kann ich nicht absehen und was dann für meine Familie das Stimmigste ist, kann ich nicht überblicken. Ich traue ihnen zu, die für sie besten Entscheidungen selbst treffen zu können, denn ich gebe ihnen mit Bohana alles an die Hand, was sie dafür benötigen: Ein Netzwerk mit den für sie passenden Begleiter:innen, Informationen und Inspirationen.
Über die Autorin
Anne Kriesel
Gründerin von Bohana