Eine Einführung zur Demenz

Beim Thema Demenz fand ich schon seit meiner Ausbildung interessant, welche Veränderungen und Einschränkungen durch die Krankheit hervorgerufen werden und wie von pflegerischer Seite dabei unterstützt werden kann. Dass das Thema einmal so eine Brisanz bekommen würde, haben wir vor 40 Jahren noch nicht gedacht. Auch das Thema Sterben und Sterbebegleitung ist in der Altenpflege ein wichtiger Aufgabenteil, da die meisten Damen und Herren in der Langzeitpflege bis zum Tod Betreuung und Begleitung benötigen. Eine besondere Herausforderung ist die Begleitung von dementiell erkrankten Menschen in der letzten Lebensphase.

1. Demenzformen

Demenz ist keine Krankheit an sich, sondern ein Sammelbegriff von verschiedenen Symptomen, die unterschiedliche Funktionen des Gehirns betreffen. Demenz wird im Wesentlichen in zwei Gruppen geteilt:

  • Primäre Demenz:

hier ist das Gehirn selbst erkrankt, dazu gehören unter anderem die Alzheimer Demenz oder die frontotemporale Demenz, aber auch Durchblutungsstörungen im Gehirn die zum Absterben von Gehirnzellen führen.

  • Sekundäre Demenz:

hier ist das Gehirn in Folge von Stoffwechselstörungen wie Diabetes, zu hohes Cholesterin oder Dehydration, aber auch Vergiftungen, Mangelerscheinungen oder ähnlichem betroffen. Bei einer entsprechenden Behandlung können sich die dementiellen Symptome auch wieder zurückbilden.

2. Symptome der Demenz

Wie zeigt sich eine Demenz? Als auffälligstes Symptom steht die Vergesslichkeit im Vordergrund, oft in Kombination mit einer depressiven Verstimmung. Menschen, die an einer Demenz leiden, fällt es zunehmend schwerer, sich mehrere Informationen gleichzeitig zu merken oder komplexere Aufgaben zu erledigen. Wenn es sich dabei um alltägliche, gewohnte Tätigkeiten wie Kochen, Auto fahren oder Einkaufen gehen handelt, ist es besonders belastend für die Betroffenen, da zu Beginn der Erkrankung oft auch das Verständnis der Freunde und Verwandten fehlt. Nicht selten versuchen die Betroffenen, ihre Defizite zu verstecken oder zu überspielen und vermeiden aus Angst vor der gefürchteten Diagnose einen Arztbesuch.

3. Einschränkungen im täglichen Leben

Im Lauf der Zeit wird die Einschränkung im täglichen Leben sichtbar und spürbar. Neue Informationen können nicht mehr verarbeitet werden, sie werden schnell wieder vergessen, auch alte Erinnerungen gehen verloren. Die eigene Wohnung wird nicht mehr erkannt und es wird nach dem „zu Hause“ gesucht. Wobei hier nicht das reale Zuhause gemeint ist, sondern der Zustand, der Ort, die Zeit, in der man noch kompetent war, wo alles in Ordnung war. In weiterer Folge werden auch Ehepartner und Kinder verkannt, die Frau wird zur Mutter, die Kinder zu Geschwistern oder Freunden. Dies ist für nahe Angehörige oft schwer zu ertragen.

Sich Anzuziehen und die Toilette zu finden wird immer schwieriger, Tag und Nacht haben keine Bedeutung mehr. Oft gibt es auch eine Phase mit einem nicht zu bremsenden Bewegungs- oder Betätigungsdrang, wobei Betroffene nicht mehr in der Lage sind, die daraus resultierenden Gefahren für sich und andere abzuschätzen. In der Spätphase der Erkrankung gehen die Fähigkeiten des Lesens und Sprechens, des Essens, sowie des zielgerichteten Ausscheidens verloren. Zuletzt auch die Fähigkeit, sich zu bewegen.

4. Behandlung der Demenz

Eine Heilung gibt es noch nicht, aber eine gesunde Lebensführung mit ausgewogener Ernährung, mäßigen Alkoholkonsum, ausreichend Bewegung, normalem Blutdruck und Normalgewicht kann die Krankheit verzögern oder den Ausbruch sogar verhindern.

Zur Behandlung der Demenz werden in Kombination oft durchblutungsfördernde Mittel und Antidepressiva gegeben. Manchmal ist es auch erforderlich, Beruhigungsmittel zu verordnen. Die richtige Dosierung zu finden erfordert viel Erfahrung und eine gute Beobachtung. Unterstützend zur medikamentösen Behandlung sollte Physiotherapie und Ergotherapie angeboten werden, besonders wichtig ist die möglichst lange Beibehaltung des gewohnten Tagesablaufs und der gewohnten Tätigkeiten.

In der letzten Lebensphase ist es für Betroffene sehr schwer, Ängste, Schmerzen und Bedürfnisse zu äußern. Oft fehlen die Worte, diese Zustände und Befindlichkeiten zu beschreiben oder Unerledigtes abzuschließen. Umso feinfühliger müssen die Betreuungspersonen sein, um herauszufinden, was der Betroffene braucht, damit er ruhig und gut aus dem Leben gehen kann.

Hier hilft eine einfühlsame validierende Begleitung. Was damit gemeint ist, will ich im Anschluss erklären.

Literaturempfehlung

Demenzen in Theorie und Praxis; Förstl; 2. Auflage; Springer Verlag

Andrea Goldemund ist diplomierte Krankenschwester, seit über 40 Jahren in Bereich der Krankenpflege tätig, mehr als 20 Jahre davon im Bereich der Altenpflege und Ausbildung von Pflegekräften. Wohnt in Klosterneuburg, nahe Wien in Österreich. Letzte berufliche Tätigkeit: Leitung eines Pflegewohnheims nach dem Hausgemeinschaftskonzept und Aufbau einer Ausbildungseinrichtung für Validation



Andrea Goldemund
Erreichbar über: andrea@goldemund.com