„Dias de los Muertos“ in Mexiko aus Sicht einer Norddeutschen

Dias de los Muertos

„Dias de los Muertos“

Als ich 2013 die Gelegenheit erhielt, meine Verwandten in Mexiko zu besuchen, war für mich schnell klar, dass diese Reise im November stattfinden sollte. Der November in Norddeutschland ist meist eine echte Herausforderung für die Balance meiner Seele – zu viel Grau, zu viel Regen und Nebel – und dann all die trostlosen Toten-Gedenkfeiertage.

Ich bin ein Mensch, der es bunt mag. Von Mexiko wusste ich, dass es dort farbenprächtig zugeht!

Da ich schon immer irgendwie an dem Thema „Sterben und Tod“ interessiert war, bot es sich an, direkt Ende Oktober nach Mexico City zu meinen Verwandten zu reisen. Denn vom 31. Oktober bis 2. November wird in Mexiko der Toten gedacht – aber eben vollkommen anders, als wir es in Deutschland kennen!

Wo man hinschaut, ist es bunt – eine wahre Augenweide!

Die „Dias de los Muertos“ zählen zu den wichtigsten Festtagen Mexikos. In dieser Zeit kommen die Seelen der Verstorbenen zu Besuch. Damit sie den Weg nach Hause – zu ihren Lieben – finden, werden Wege, Straßen mit knallorangen (zum Beispiel Ringelblumen) und leuchtendgelben Blüten (Tagetes, Chrysanthemen) geschmückt. Denn man geht davon aus, dass die Toten diese Farben am besten erkennen können.

Auf den Straßen, aber auch in den Häusern werden Altare aufgebaut. Dort werden Fotos der Verstorbenen aufgestellt sowie zum Beispiel deren Lieblingsgetränk, ein Lieblingsbuch, Zigaretten oder eben all das, was der- oder diejenige im irdischen Leben geliebt hat. Schließlich sollen sie sich bei ihrem jährlichen Besuch wohl fühlen!

Den Abschied der Seelen zelebrieren – gemeinsam am Grab

Am 2. November, dem Ende dieses Festes, gehen die Familien „mit Kind und Kegel“, Oma, Opa, Kinder, Babys…zum Friedhof. Sie haben Klappstühle, Essen (zum Beispiel das sogenannte „Brot der Toten“, ein süßes Brot in Knochenform), Getränke (auch Alkohol!) und Musik dabei.

Dabei versammelt man sich um die Gräber, erzählt Geschichten über die Toten (durchaus auch lustige!). Es wird gesungen, gelacht, manchmal sogar getanzt!

Leise und andächtig ist die Trauer der Mexikaner:innen keineswegs! Warum auch? Der Tod ist ja schließlich Teil des Lebens!

Man sieht daher in dieser Zeit oftmals Skelette, Totenschädel (zum Fest aus Schokolade mit vielen bunten Verzierungen aus Zucker) und Geisterdarstellungen. All das macht den Menschen hier keine Angst – nein, es ist wirklich ein Teil ihres alltäglichen Lebens!

Umgang mit Tod und Trauer einmal anders

Ich muss sagen, dass mich dieser offene Umgang mit dem Tod, aber vor allem, die Art und Weise, den Tod ins Leben zu holen, sehr beeindruckt hat.

Denn mit dem Integrieren des Todes als festen Bestandteil in das alltägliche Leben und der Akzeptanz der eigenen Endlichkeit und  Vergänglichkeit wird das Leben selbst intensiver, kostbarer und damit auch erfüllter.


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Martina Belling
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