Das erste und das letzte Bild

Wir ziehen unseren Hut vor der Initiative „Dein Sternenkind.eu“, weil wir die Arbeit so wichtig und wertvoll finden. Nachhaltig, für das Begreifen des Unbegreiflichen, für den Trauerprozess. Mittlerweile arbeiten in Deutschland, Österreich und der Schweiz 600 Fotografinnen und Fotografen ehrenamtlich im Netzwerk der Sternenkindfotografen. Sie erstellen kostenlos das erste und das letzte Bild des gestorbenen Kindes. Eine Erinnerung, die nicht nachholbar ist, deshalb ist es so wichtig, dass Kliniken und Menschen wissen, dass es dieses Netzwerk gibt. Oliver Wendtland aus dem Orga-Team hat uns einige Fragen beantwortet.

1. Was müssen betroffene Eltern konkret tun, wenn sie erfahren, dass ihr Kind stirbt und sie ein letztes Bild von einer Fotografin, einem Fotografen aus eurem Netzwerk haben möchten?

Man kann uns auf zwei Wegen erreichen: Zum einen über unsere Homepage (www.dein-sternenkind.eu). Hier kann man schnell ein kurzes Formular ausfüllen und absenden. Zum anderen über eine unserer Notfall-Telefonnummern.

Dort ist jeweils ein Anrufbeantworter geschaltet (+49 6257 918 500 9 oder +49 9481 943 640 4).

In beiden Fällen ruft die Koordination binnen weniger Minuten zurück und bespricht das weitere Vorgehen mit den Eltern. Viele Kliniken übernehmen auf Nachfrage die Einsatzanforderung aber für die Eltern.

2. Was möchtet ihr Eltern sagen, die Angst haben vor einem letzten Bild ihres Kindes? Wie unterstützen eure Bilder dabei, das Unfassbare begreifbar zu machen?

Zunächst: Die Bilder sind kostenlos, sie sind ein Geschenk der Fotografen an die Eltern. Die Fotografen sind bemüht, das Sternenkind schon beim Fotografieren so abzubilden, dass eventuelle Fehlbildungen im Schatten oder in Unschärfe verschwinden. Viele Eltern, die keine Bilder haben, bedauern das später zutiefst. Selbst wenn man sich nicht vorstellen kann, dass die Bilder einmal wichtig sein können, kann man die Bilder machen lassen. Sie werden so versendet, dass man sie nicht zwangsläufig ansehen muss … Für viele Eltern ist es aber beruhigend, dass man sie ansehen kann, wenn man das Bedürfnis vielleicht irgendwann doch hat, auch wenn man es sich akut noch nicht vorstellen kann.

3. Jetzt in Zeiten von Corona ist es manchmal schwierig, für Fotografen Zugang zu Einrichtungen und Kliniken zu erhalten. Welche Tipps könnt ihr dem Klinikpersonal oder Eltern geben, wenn sie das erste und das letzte Bild selbst machen müssen?

Die Lage hat sich sehr stark verbessert – viele Kliniken ermöglichen den Fotografen den Zutritt. Es gibt nur noch wenige Ausnahmen. Wenn man selbst fotografiert: Blitz ausschalten, evtl. mit dem weißen Bildschirm eines zweiten Handy´s Licht von der Seite – ein wenig bewegen, dann sieht man wie das Bild Tiefe bekommt. Und nicht von oben einfach herab fotografieren, sondern das Kind auf Augenhöhe betrachten. Details fotografieren: Nase, Augenpartie, Hände, Füße, Ohren – alles ist wichtig.


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In dem Format „Die Runde Ecke“ erzählt Sternenkindfotografin Tanja über ihre Arbeit und ihren ersten Einsatz als Sternenkindfotografin bei Noah. Ein kurzer und eindrucksvoller Einblick in die Arbeit und die Motivation der Fotografin.


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Sophia ist ebenfalls ehrenamtliche Sternenkind-Fotografin: auch sie porträtiert Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt gestorben sind. In einem Interview des Online-Magazins jetzt.de erzählt sie über Berührungsängste der Eltern, Einsätze und wie unterschiedlich Väter und Mütter trauern.


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