Corona und Bestattungen – Möglichkeiten und Rituale

Innen und außen verbinden – Abschiedsgestaltung trotz Corona

Nach unserer Erfahrung gibt es unzählige  Möglichkeiten und Rituale, den Abschied im Trauerfall selbst zu gestalten – selbst in Zeiten von Kontaktbeschränkungen. Die Aufgabe von uns Bestattern und von Trauerrednern, Pfarrern und Pastoren ist jetzt mehr denn je, einen geschützten Rahmen zu schaffen und den Moment des Abschieds mit der Trauergemeinschaft zu zelebrieren. Wir haben inzwischen gelernt, mit der aktuellen Situation umzugehen und begleiten die Zugehörigen weiterhin mit Herz und Erfahrung. Eine Bestattungszeremonie  ist ein ganz besonderer  Moment, den es trotz äußerer Umstände zu schützen gilt. Ruheoasen in diesen turbulenten Zeiten zu schaffen ist nicht leicht, aber durchaus machbar.

Für genug Zeit und (Frei-)Raum sorgen

Mein Team und ich gestalten den Ablauf und Inhalt von Trauerfeiern so individuell wie möglich. Bei uns bekommt auch das Motorrad des Verstorbenen seinen Platz in der Trauerdekoration. In unserem hauseigenen Trauerraum haben Trauernde genug Zeit und Raum, den Tod zu begreifen und sich bewusst zu verabschieden. Bei Trauerfeiern in Friedhofskapellen oder Trauerhallen buchen wir grundsätzlich zwei Zeiten, damit wir die oft tristen Räume in Ruhe ansprechend dekorieren und individuelle Trauerrituale durchführen können. Auch im Rahmen der Coronaregeln finden wir Wege, tröstliche Trauerfeiern in warmherziger Atmosphäre durchzuführen. Falls die festgelegte Personenzahl, in großen Kapellen in Bremen derzeit bis zu 25 Personen, erreicht ist, schaffen wir draußen Raum für weitere Trauergäste. Hier sind bis zu 100 Personen erlaubt. Wir stellen Stühle vor der Kapelle  auf und lassen die Trauerrede und die Musik über Lautsprecher übertragen. Auf Wunsch der Angehörigen führen wir Trauerfeiern auch direkt am Grab durch. Auf dem Friedhof ist meist genug Platz für alle mit ausreichend Abstand.

Kerzenlichtritual

Sich nah sein, ohne sich zu nah zu kommen

In den Trauergesprächen geben wir gern Anregungen, sich selbst in die Abschiedsgestaltung miteinzubringen. Und wir tun unser Bestes, um das möglich zu machen, was möglich ist. Besonders wichtig ist mir, dass jeder Trauergast während der Trauerfeier einen Stuhl hat und nicht stehen muss. Ein reservierter Platz ist ein Symbol der Zugehörigkeit, ein klares Zeichen dafür, dass man Teil der Trauergemeinschaft ist. Auch das Kerzenritual gibt Halt und Sicherheit. Jeder Trauergast erhält am Anfang der Trauerfeier ein Teelicht, das er/sie für den Verstorbenen entzünden und vor dem Sarg oder der Urne abstellen kann. Dieses Lichtermeer um den Sarg oder die Urne ist bei uns Standard. In Zeiten des Abstands hat es eine noch stärkere Bedeutung bekommen.  Zum einen ist es ein „Anker“, an dem man sich die ganze Zeit festhalten kann. Zum anderen ist damit klar, dass jeder in die Abschiedszeremonie miteinbezogen wird und etwas tun kann.  Das gemeinsame Teelichtritual verbindet nicht nur Himmel und Erde, sondern auch die Trauernden untereinander.

Wir sind offen für neue Wege

Nach dem Tod eines nahen Menschen scheint die Welt still zu stehen. Ich möchte jeden Trauernden ermutigen, seinen Gefühlen zu folgen und das auszudrücken, was er/sie empfindet. Den Abschied von einem geliebten Menschen mitzugestalten, kann helfen, mit dem Verlust leben zu lernen. Seit zehn Jahren steht der trauerraum Bremen für nachhaltige und individuelle Bestattungen. Mein Team und ich begleiten Trauernde sensibel durch die schwere Zeit. Bei uns  ist es möglich, am Grab Tango zu tanzen oder einen Schnaps zu trinken. Mit genug Abstand kann auch in Zeiten von Corona  ein Saxophonist spielen oder jemand das Lieblingslied des Verstorbenen singen. Da wir seit kurzem mit einem Veranstaltungstechniker zusammenarbeiten, können wir außerdem Livestreamings der Trauerfeier durchführen oder Erinnerungsvideos erstellen. Wir finden Wege, damit sich jeder von seinem Liebsten verabschieden kann.


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