Alternative Bestattungen: Diamant-, Weltraum- und Kryobestattung

Unser technische Fortschritt wirkt sichauch auf die Bestattungskultur aus. Neue Möglichkeiten eröffnen uns alternative Bestattungsformen. Dazu zählen die Diamant-, die Weltraum und die Kryobestattung. Diese werden jedoch in Deutschland bislang nicht praktiziert.

Die Diamantbestattung

Um eine Diamantbestattung durchzuführen, muss der Verstorbene zunächst eingeäschert werden. Anschließend erfolgt eine Überführung der Asche ins Ausland. So kann die in den deutschen Bestattungsgesetzen nicht vorgesehene Diamantbestattung auf legale Weise stattfinden. In einem mehrmonatigen Herstellungsprozess wird ein Teil der Asche in einem aufwändigen chemisch-physikalischen Prozess zu einem (oder mehreren) synthetischen Diamanten gepresst.

Abhängig von der Bor-Konzentration im Kohlenstoff der Asche kann der Diamant eine individuelle Färbung aufweisen, die zwischen weiß und blau schwankt. Eine gelbliche Färbung ist auf einen Stickstoffanteil zurückzuführen. Der Rohdiamant erhält anschließend einen Schliff, um das Licht besser zu reflektieren. Der Diamant kann in einer Schatulle aufbewahrt oder in ein Schmuckstück eingearbeitet werden. Zusätzlich ist eine Gravur in Mikroschrift möglich.

Die Kosten für eine Diamantbestattung liegen bei etwa 4.000 bis 13.330 Euro. Die restliche Asche wird dann meist durch die Angehörigen separat beigesetzt. Dafür entstehen zusätzliche Kosten, etwa für den Erwerb eines Urnengrabes. Alternativ dazu kann die Asche auch im Herstellungsprozess belassen werden, bis sie vollständig verbraucht ist.

Die Weltraumbestattung

Bei einer Weltraumbestattung wird der Asche des Verstorbenen ein symbolischer Teil entnommen und in eine lippenstiftgroße Mikrourne gefüllt. Diese fasst bis zu 14 Gramm Asche, allerdings werden meist nur etwa 7 Gramm abgefüllt. Mit Hilfe einer Rakete gelangt die Mikrourne dann über die Erdatmosphäre hinaus. Auftraggeber können zwischen mehreren Varianten wählen.

  1. Beim Earthview Service kann die Urne im Rahmen einer Weltraummission mit einem Satellit in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht werden. Dort verbleibt sie bis zu zehn Jahren, bis der Satellit wieder in die Erdatmosphäre eintritt, wobei er – wie ein letzter Gruß – verglüht.
  2. Beim Lunar Service wird die Urne bis auf den Mond geschossen. Von dort kehrt sie nicht auf die Erde zurück, sondern bleibt auf der Mondoberfläche.
  3. Beim Voyager Service wird die Urne ins Universum geschossen, wo sie eine endlos lange Zeit bleibt. Bei diesem Service kann auch die gesamte Asche ins All befördert werden.

Regelmäßig finden nur die Bestattungen in der Erdumlaufbahn statt. Lange Wartezeiten entstehen für die Varianten Lunar Service und Voyager Service. Je aufwändiger der Service und je höher die Aschenmenge, desto höher fallen die Kosten aus. Die Kosten für Weltraumbestattung liegen zwischen mehreren tausend Euro und 500.000 Euro.

Neben dem Abschuss der Asche sind meist weitere Serviceleistungen wie einem persönlichen Video vom Abschuss im Angebot enthalten. Die Anwesenheit von Angehörigen ist von den jeweiligen Verhältnissen beim Start des Satelliten und von den Regelungen des jeweiligen Startgeländes abhängig. Es besteht oft die Möglichkeit einer Live-Übertragung im Internet.

Auch für unvorhergesehene Ereignisse ist vorgesorgt: In der Regel werden zwei Urnen befüllt, sodass bei einem missglückten Start die zweite Urne ins All befördert werden kann. Den verbleibenden Rest der Asche des Verstorbenen erhalten die Angehörigen zur Bestattung zurück. Auf Wunsch ist auch eine Beisetzung im Pazifik in der Nähe einer Airbase möglich.

Die Kryobestattung

Der Zweck einer Kryobestattung besteht darin, den Leichnam eines Verstorbenen in einen Zustand zu versetzen, in dem er ökologisch unbedenklich beigesetzt werden kann. Belastungen der Umwelt durch Formaldehyd oder durch Kohlenstoffdioxid, wie sie bei Erd- oder Feuerbestattungen entstehen, sollen vermieden werden.

Dazu wird der Leichnam in von einem schwedischen Unternehmen erfundenen Verfahren unter Zuhilfenahme von flüssigem Stickstoff stark abgekühlt. Ab einer bestimmten Temperatur sind die Moleküle nicht mehr bewegungsfähig, sodass das organische Material des Leichnams spröde wird. Rüttelt man nun an diesem Körper, zerspringt er. Das entstehende Eis-Granulat wird vakuumgetrocknet und von metallischen Gegenständen wie Plomben und Prothesen getrennt. Übrig bleibt ein trockenes Pulver.

Tom RollenhagenF/I/R/D