Als Trauerrednerin gerufen
„…und ich arbeite als Trauerrednerin.“ „Das könnte ich nicht!“ So etwas höre ich immer wieder. Auch ich wurde nicht als Trauerrednerin geboren, sondern dazu gerufen. Nachdem ich eine Fortbildung für Betreuungskräfte zum Thema Palliative Care gegeben hatte, rief mich eine Teilnehmerin an. „Mein Vater ist gestorben. Und die Trauerrede können nur Sie halten.“ Das werde ich nie vergessen. Das war der Beginn …
Bei Trauerreden geht es um weit mehr als die reine Kompetenz des rechten Worts zur rechten Zeit. Es geht um Intimität, Familienbiographien, Schicksalsschläge, Zäsuren, Geheimnisse, Ringen um Wertschätzung am Grab, Schmerz und Verlust. Dies und noch viel mehr wird freigelegt, wenn ein:e Trauerredner:in ins Haus kommt.
Trauerredner:innen sind wie U-Boote.
Sie tauchen auf und nach der Trauerfeier tauchen sie wieder ab.
Sie erscheinen, wenn alteingesessene Zuständigkeiten nicht mehr funktionieren.
Sie bringen Ideen und Bilder, die auf menschlicher Augenhöhe wirken.
Sie erklären nicht.
Sie stehen dabei, finden Worte und tragen ES ALLES in Fassung mit.
Wer lässt sich darauf ein?
Jemanden einzulassen, der sich zu diesem Herzensdienst berufen fühlt.
Jemanden, der nicht zu alt-bekannten Strukturen aus Kirche und Religion gehört.
Alt und bekannt oder uralt und längst überholt?
Alt-bekannt, weil bewährt oder uralt verknöchert?
Vielleicht immun gegen frischen Wind??
Ich komme aus dem Süden. Da sagt man: Was der Bauer nicht kennt, isst er nicht.
Das Phänomen ist sicher weit verbreitet. Von daher sei die Frage gestattet:
Wieviel Geduld ist nötig, bis Bestatter aus der Komfortzone heraustreten und Wünsche der Betroffenen akzeptieren?
Neues macht Lust und Angst. Angst vor Neuem macht zu.
Dann besser nur das Altbekannte? Oder immer den/die Gleiche:n?
Betroffene sind Menschen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen.
Und bekommen in einer solch bedrängenden Situation (wie der Organisation einer Bestattung in kürzester Zeit) so ziemlich alle Fragen `um die Ohren` – und reagieren entsprechend unterschiedlich.
Belebt * Bewegt * Berührt – das ist mein Motto!
Ich habe Lust auf lichte Räume für erneuernde Geborgenheit im Angesicht des Todes.
Ich mag als Trauerrednerin die bisherige Bestattungskultur neben alt-eingesessener Traditionen erfrischen!
Ich wünsche mir mutigen Geist für die betroffenen Familien und vermittelndes Zusammenwirken aller beteiligten Stellen in der Fontanellen-Zeit in Zeiten am Rande des Lebens.
Es ist mir ein Anliegen, die Menschen in dieser fragilen Zeit gut zu begleiten – egal welche spirituelle Ausrichtung sie haben.
Meine Arbeit als Trauerrednerin ist die kreative Kombination aller meiner bisherigen Tätigkeiten: Bereits als Sängerin habe ich viele Trauerfeiern miterlebt und mitgestaltet. Als Krankenschwester und Palliative Care Fachkraft sind mir der Umgang mit Tod und Sterben und die damit verbundenen Schicksale wohl vertraut. Und als Tanztherapeutin gehe ich gern kreative Wege, um Gefühlen Ausdruck zu verleihen (z.B. die „getanzte Lebensspur“ als Trauer- oder Abschiedsritual). Ich bin da, höre aufmerksam zu und gestalte gemeinsam mit den Angehörigen eine ganz persönliche Gedenkfeier. Mit einer freien, einfühlsamen Trauerrede für eine würdevolle Abschiedszeremonie vom geliebten Menschen.
Konstanze Fladt
Trauerrednerin, Palliative Care Fachkraft und Tanztherapeutin