
Wenn jemand aus dem Team stirbt braucht es Sicherheit und Halt für die Kollegen. Jemand der in meinem Leben 8 Stunden als Kolleg*in sehr präsent war, ist plötzlich nicht mehr da. Das braucht einen Umgang und auch Begleitung. Hier liegt jetzt viel Chance auf Seiten des Arbeitgebers. Dieser Beitrag wirft einen sensiblen Blick auf die Bedeutung einer vom Unternehmen verfassten Todesanzeige.
Der Verlust eines Mitarbeiters ist auch für die Geschäftswelt erschütternd. Die Realität des Lebens und damit der Endlichkeit hält Einzug in die wirtschaftlich nüchterne Welt der Unternehmen und Institutionen. Traueranzeigen, die nur formale Informationen enthalten, vernachlässigen oft die persönliche Seite dieser schmerzlichen Realität. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass es nicht nur um den Verlust eines Mitarbeiters geht, sondern um den Abschied von einem Kollegen, Freund und wertvollen Mitglied der Arbeitsgemeinschaft.
Unternehmenskultur auf dem Prüfstand
Standardisierte Todesanzeigen zeugen von einer Unternehmenskultur, die mit Trauer und Verlust nur schwer umgehen kann. Hier zeigt sich, was Werte im Unternehmen wirklich bedeuten und wie sie gelebt werden. Eine gewisse Hilflosigkeit liegt in diesen Todesanzeigen „von der Stange“ und der Leser kann sich fragen, welchen Stellenwert der einzelne Mensch eigentlich hatte. Stattdessen halte ich es für sinnvoll und hilfreich, in solchen Meldungen Empathie und Mitgefühl zu zeigen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die oft als eine Art „Arbeitsfamilie“ agieren, brauchen in solchen Momenten mehr als nur eine formale Erklärung. Einfühlsame Worte können dazu beitragen, eine unterstützende Atmosphäre zu schaffen und den Trauerprozess auch für die Belegschaft zu erleichtern.
Traueranzeigen spiegeln den Ersteller wider
Traueranzeigen sollten ein Nachruf auf einen verstorbenen Menschen sein und die Bedeutung des Mitarbeiters für die Gemeinschaft hervorheben. Welchen Stellenwert hatte die Person in diesem Unternehmen, warum war sie ein wertvoller Partner für die Kolleginnen und Kollegen? Anstatt sich auf unpersönliche Formulierungen zu beschränken, die eher in eine Bewerbungsmappe als in eine Traueranzeige passen, können diese Mitteilungen eine Gelegenheit bieten, die gemeinsame Trauer zu teilen und Unterstützung anzubieten. Finger weg von standardisierten Formulierungen oder gar Vorlagen aus vergangenen Fällen. Die Leserschaft merkt dies sehr wohl und bewertet die Art und Weise des Nachrufs.
Bereits das Verfassen einer Traueranzeige bietet die Möglichkeit, die Belegschaft, die in direktem Kontakt mit der verstorbenen Person stand, bewusst einzubeziehen und ihr die Möglichkeit zu geben, ihrer Trauer Ausdruck zu verleihen. So erfährt jeder einzelne Mitarbeiter, dass er sich aktiv einbringen und den Hinterbliebenen Trost spenden kann. Die Gemeinschaft im Unternehmen spielt eine wichtige Rolle, um sich gegenseitig zu unterstützen und sollte auch im Falle eines Verlustes erhalten bleiben.
In diesem Beitrag plädiere ich für einen sensibleren und persönlicheren Umgang mit Traueranzeigen von Mitarbeitern. Diese sollten nicht nur informieren, sondern auch Respekt und Wertschätzung für das Leben und die Leistungen des Verstorbenen zum Ausdruck bringen. Ein solcher Umgang trägt dazu bei, eine unterstützende Kultur im Unternehmen zu fördern und den Trauerprozess für alle Beteiligten zu erleichtern.
Über die Autorin

Helga Schröck
Helga Schröck bietet mit ihrem Trauercoaching Hilfe nach einem Schicksalsschlag.