Freie Trauerfeier und christliche Trauerfeier

Was macht den Unterschied aus? Was sind gemeinsame Elemente?

Trauerrede Ulm

Dein Lieblingsmensch ist gestorben. Ihr habt viel Zeit miteinander verbracht, viel gelacht, Euch ausgetauscht, hattet nachdenkliche Momente und habt gemeinsam geschwiegen. Ihr habt Leben miteinander geteilt. Und nun ist der letzte Weg zu gehen. Die Trauerfeier soll schön werden und das Leben Eures Lieblingsmenschen soll stimmig gewürdigt werden – für Dich und für Deinen Lieblingsmenschen. Du willst die Trauerfeier jemandem anvertrauen, von dem Du das Gefühl hast, dass er Dir auf diesem Weg Stabilität und Sicherheit gibt, vielleicht einen wärmenden, schützenden Mantel anbietet. Aber wer ist da, wie ist der Rahmen und kannst Du vielleicht auch etwas selber gestalten?

Christliche Trauerfeier

In unserem Kulturkreis sind viele Menschen, knapp die Hälfte der Bevölkerung Deutschlands, Mitglied einer christlichen Glaubensgemeinschaft. Sie engagieren sich in dieser Gemeinschaft, beten und singen gemeinsam, teilen ihren Glauben – manche mehr, manche weniger intensiv. Und sie bezahlen Kirchensteuer, oft über Jahrzehnte. Diese Menschen haben Anspruch auf eine kirchliche Trauerfeier. Ein:e Pfarrer:in, Pastor:in, Priester:in wird diese Trauerfeier leiten – je nach Konfession und Form wird diese Feier Trauer- oder Bestattungsgottesdienst (evangelisch) bzw. Requiem oder auch Aussegnungsgottesdienst (katholisch) genannt.

Im Zentrum des Gottesdienstes steht die Botschaft des Christusevangeliums für die Lebenden. Es wird gebetet und gesungen, es werden Texte aus der Bibel gelesen.

Als letzter Dienst für die Verstorbene, den Verstorbenen können – müssen aber nicht – Zugehörige beispielsweise einen biblischen oder literarischen Text lesen, den Lebenslauf vortragen oder auch im Dank- und Fürbittengebet vor Gott und der Gemeinde zur Sprache bringen, was viele bewegt.

In der Predigt, der Traueransprache wird der:die Pfarrer:in über die Verstorbene, den Verstorbenen sprechen. Dabei wird oft das Leben des, der Verstorbenen und die Verkündigung des Evangeliums des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus miteinander verwoben. Das Leben des verstorbenen Menschen wird in einen christlichen Kontext eingebettet. Und der verstorbene Mensch und die Trauergemeinde werden unter die Zusage der Auferstehung, die Zuversicht auf ein Leben nach dem Tod gestellt.

Diese Hoffnung und die über Generationen gepflegten und eingeübten Rituale wie das gemeinsame Beten des Vaterunsers, das gemeinsame Singen der vertrauten Lieder, der am Ende der Trauerfeier zugesprochene Segen, all das trägt gläubige Menschen auf ihrem Weg.

Freie Trauerfeier

Trauernde haben ganz vielfältige kulturelle Hintergründe, sind ganz verschieden. Für eine große Anzahl von Menschen spielt christlicher Glaube keine oder nur noch eine sehr untergeordnete Rolle. Und alle Menschen sind einzigartig und unterschiedlich, Zugehörige sind unterschiedlich alt. Oft sind auch Kinder unter den Trauernden. Praktische Umsetzungsideen können Menschen mit dementiellen Veränderungen auf ihrem ganz eigenen Trauerweg unterstützen.

Die Gestaltung einer freien Trauerfeier ist nicht an Vorgaben und Richtlinien gebunden, es gibt keine „Pflichtteile“. Die freie Trauerfeier kann also sehr individuell und persönlich gestaltet werden, genau so, wie es für den verstorbenen Menschen und die Zugehörigen in ihrer Individualität und Einzigartigkeit stimmig ist. So, dass die Menschen, die weiterleben, die Trauerfeier als sinnstiftend, als Trittstein für ihren Trauerprozess erleben können.

Im Mittelpunkt der Trauerfeier steht Dein verstorbenen Lieblingsmensch. Sein Leben, Züge, die diesen einzigartigen Menschen ausgezeichnet haben, die Erinnerungen an Eure gemeinsamen Erlebnisse, gemeinsam gegangene Wege. Vielleicht möchtet Ihr einen Text, ein Gedicht vortragen, das Euch, Eurem Herzensmenschen gemeinsam sehr wichtig war. Vielleicht tut es Dir in dieser außergewöhnlichen Situation gut, einen Teil der Trauerrede selbst zu schreiben. Vielleicht gibt es andere Dinge, die Dir durch den Kopf gehen, Gedankenfetzen, Ideen, für Rituale oder anderes, von dem Du das Gefühl hast, dass es Dir ein Trittstein auf Deinem, auf Eurem Weg sein könnte. Dann sprich‘ es an – es gibt an der Stelle kein richtig und kein falsch. Wichtig ist, was Dich trägt, was Euch guttut.

Vielleicht gibt es Musiktitel, bei denen Du eine Gänsehaut bekommst

Die allermeisten Menschen werden unabhängig von ihrer kulturellen Orientierung auf ihren Wegen von Musik begleitet und getragen. Oft sind Gefühle, gemeinsame Erlebnisse mit Musik verbunden. Vielleicht kennst Du das, dass man an eine Situation denkt und sofort die Musik dazu im Ohr hat und mit den Gefühlen dazu verbunden ist. Vielleicht gibt es Musiktitel, bei denen Du eine Gänsehaut bekommst und die Dir ein Schmunzeln und Bilder Deines Lieblingsmenschen vor die Augen zaubern. Diese Klänge könnten Dich und andere Zugehörigen auf Eurem Weg begleiten und Teil der Trauerfeier sein. Egal, aus welcher Stilrichtung.

Es ist vieles möglich, wenn man davon weiß und darüber spricht.

Sowohl bei einer freien Trauerfeier als auch bei der christlichen Trauerfeier gibt es eine erfahrene Person – Pfarrer:in bzw. freie Trauerredner:in – , die Euch durch diesen Abschied und auf diesem letzten Weg begleitet, die den Rahmen hält und Euch Stabilität und Sicherheit in dieser Ausnahmesituation gibt. Damit diese Person sich ein Bild von dem:der machen kann, über den:die sie sprechen wird, wird es hier wie dort ein Trauergespräch mit Dir, mit Euch über Euren Herzensmenschen geben. Hier wie dort könnt Ihr Euch bei der Gestaltung der Trauerfeier einbringen. Wenn Ihr das möchtet: sprecht es einfach an. Es ist vieles möglich, wenn man davon weiß und darüber spricht.

In der freien Trauerfeier stehen Dein verstorbener Herzensmensch und die bleibende Verbindung mit ihr, mit ihm, die Erinnerungen im Mittelpunkt. Die:der freie Traueredner:in ist oft selbständig tätig und wird das Honorar in Rechnung stellen – entweder direkt an Euch oder über das Bestattungshaus.

In der Trauerfeier christlicher Tradition werden die Verbindung des verstorbenen Menschen und die Verbindung der Zurückbleibenden mit Gott samt den dazugehörenden christlichen Elementen eine zentrale Rolle spielen.
Das Honorar für den:die Pfarrerin ist bei Menschen, die über die Mitgliedschaft in einer christlichen Glaubensgemeinschaft bis zu ihrem Tod Kirchensteuer bezahlt haben, abgegolten. Der:die Pfarrer:in ist bei der Kirche angestellt und übernimmt die Trauerfeier im Dienstauftrag.

Über die Autorin

Rede Ulm

Nicole Fadani
Organistin und Chorleiterin Lebenslang-Musik-Begleiterin

freie Trauerrednerin

Ich bin Nicole Fadani. Als freie Trauerrednerin in Ulm und Umgebung möchte ich in herausfordernden Zeiten bis zum Abschiednehmen am Grab in guter Weise für Sie da sein. Meine Worte wollen berühren und an Schönes und Gutes erinnern und auch anstrengende Wegstrecken nicht verschweigen. Mit Wohlwollen und Zugewandtheit.